Viaggio a Treviso e Venezia

Tra Treviso e Venezia

Il ciclo di sant'Orsola

Der Traum der heiligen Ursula.

1490-1495

Vittore Carpaccio

Venezia 1460/65 - 1525/26

Galleria dell' Accademia

Il ciclo di sant'Orsola

Ankunft in Köln.

1490-1495

Vittore Carpaccio

Venezia 1460/65 - 1525/26

Galleria dell' Accademia

Il ciclo di Sant'Orsola

Das Begräbnis der hl. Ursula.

1490-1495

Vittore Carpaccio

Venezia 1460/65 - 1525/26

Galleria dell' Accademia

Il ciclo di Sant'Orsola

Das Martyrium der Pilger.

1490-1495

Vittore Carpaccio

Venezia 1460/65 - 1525/26

Galleria dell' Accademia

Eine Kunstreise nach Venedig und Treviso

vom 02. bis 16. Oktober 2022

von Evelin Winands


Wie schon im Oktober 2021 sind wir wieder da und lassen uns mitnehmen in die einzigartige Welt Venedigs: eine Stadt für Träumer, die schon immer Künstler, Maler, Dichter und Komponisten inspiriert hat. Die Kanäle, Lagunen, Gässchen, die stattliche Architektur, das bewegte Treiben der Lieferanten auf dem Wasser und die geschickt manövrierenden Karren zwischen den Touristen und ihren rollenden Koffern – ein unentwegtes und ein unerschöpfliches Entzücken! Venedig – immer wieder von Neuem ein Ort der ganz besonderen Leidenschaften und Impressionen. An einer Hauswand steht geschrieben: „Venezia – uno stile di vita“. Wie wahr!

Sofort nach der Ankunft fühlt man sich umgarnt von der frischen Luft, dem hellen Licht, dem lauten Treiben und den pulsierenden Wasserflächen. Das Gehen auf den Calli gleicht oft einem Balanceakt, ein kanalisiertes und geleitetes Fließen und Strömen, mal dunkle, mal helle Wege, doch plötzlich blitzt die Sonne auf, es wird dir schlagartig heiß, (wir hatten Glück mit gutem, sonnigem Wetter ohne Regen) aber dann geht es sofort wieder auf eine kleine Brücke hinauf und wieder hinunter und du schaust in das grüne, wabernde Wasser mit seinem Rumoren, Klatschen und Schmatzen, ein großes Bild gebremster Kraft. Das Wasser erscheint oft in seiner tranigen Schwere beinahe reglos in dem engen Korsett der Wasserstraße. Aber seine Farbe ist trotzdem faszinierend grün. Es war immer schon für uns Venedig-Besucherinnen und Besucher ein beruhigender, besonderer Genuss nach den ermüdenden Besichtigungen in der Stadt, wenn wir mit dem Vaporetto ein paar Stationen gefahren sind. Das Glitzern des Wassers und die sanften Wellen, dazu der warme Wind und schon mit den Hungergefühlen im Bauch, und verschwitzt sich nach einer erfrischenden Dusche sehnend. Nach unseren Spaziergängen haben wir uns niedergelassen und einen Spritz oder Weißwein bestellt, saßen an winzigen runden Tischen und die Kellner – immer männliches Personal - waren freundlich und gut gekleidet mit ihren weißen Jacken und schwarzen Hosen. Im weichen Spätnachmittagslicht leuchteten die Weinkaraffen wie schwerer Honig. Kleine Häppchen haben wir dazu gegessen, die Cicchetti oder ein Tramezin, eine typisch venezianische Institution! Unser unmittelbarer Zugang zur italienischen Lebenswirklichkeit.


Unsere Tage in Venedig standen in der ersten Woche unter dem Motto „SETTIMANA SPECIALE DANTE STOCCARDA - L’universo delle Scuole piccole veneziane: storia, arte, devozione“, welches das Istituto Venezia und unsere geschätzte und sympathische Kunsthistorikerin und Theologin Ester Brunet exklusiv für uns zusammengestellt hatte. Also, wir haben gelernt, was „Piccole Scuole“ bedeutet: Als Scuole wurden in der Republik Venedig geistliche und karitative Korporationen, Zünfte und Gilden oder Zusammenschlüsse von auswärtigen Landsmannschaften bezeichnet. Auch die Synagogen wurden als solche akzeptiert und hießen in Venedig daher gleichfalls Scuola. Neben den einflussreichen und vermögenden Scuole Grandi gab es eine große Anzahl von Scuole Piccole, in denen sich Händler und Handwerker zusammenfanden. In den Gassen Venedigs findet man auch heute noch viele Örtlichkeiten, deren Bezeichnung auf die beruflichen Aktivitäten hinweisen, die hier ausgeübt worden sind. Viele dieser Tätigkeiten waren für das Leben der Menschen und somit auch der Stadt von großer Bedeutung. Sie reichten von einfachen Handelsformen wie der Deckung des täglichen Bedarfs, bis hin zu den gefragten, spezialisierten Berufen wie Seidenweber, Schuhmacher oder Goldschmiede. Von dieser Vielfalt an Berufen sind noch Spuren vorhanden, die man hier und da an den Hauswänden findet und die heute als Straßenbezeichnungen dienen. Die einzelnen Berufe waren in den so genanntenScuole Artigianali zusammengefasst, das waren Berufsvereinigungen, ähnlich den gewerblichen Gilden bzw. Zünften bei uns.

Ein Beispiel unter vielen: Die Scuola dei Calafati (Kalfaterer). Kalfaterer machen Schiffe wasserdicht, indem sie die Nähte zwischen hölzernen Schiffsplanken mit Werg abdichten. Sie verwenden hauptsächlich Handwerkzeuge, um Schiffsklebstoff zu erhitzen und ihn sodann in die Nähte einzubringen. Die Kalfaterer hatten ihren Seitenaltar in der Chiesa Santo Stefano. Die von außen gesehen schlichte, katholische Pfarrkirche liegt im Stadtteil San Marco am Campo Santo Stefano, die wir besichtigen konnten. Weitere Besichtigungen zu unserem Thema fanden an den Orten, Plätzen und Kirchen statt: Chiesa dei Carmini,Galleria dell’Accademia, Scuole dei “forestieri” ai Frari, San Pantalon, San Moisè, San Cassiano, San Polo, San Giacomo dall’Orio (es ging also um l’arte delle Scuole piccole e devozione und Il grande “teatro della pietà” dell’arte delle Scuole del Sacramento).


Ein Höhepunkt unserer Kulturreise war der Besuch im  Archivio di Stato Venezia  am  Campo dei Frari. Das Archiv birgt den überwiegenden Teil der historischen Quellen, die die Republik Venedig, seit dem Stadtbrand von 976 bis 1797 hinterlassen hat. Dank den Bemühungen von Inge Rode (wie schon unzählige Male zuvor, kompetent, perfekt und pfiffig vorbereitet, Grazie Mille, liebe Inge!) und den Verbindungen der Dante-Gesellschaft bekamen wir einen 3-stündigen Kuratoren-Termin, una visita guidata; eine Vergünstigung, weil es einzelnen Touristen nicht möglich ist überhaupt in das Gebäude hinein zu kommen. Was für ein unfassbarer Eindruck! Für unser Thema Piccole Scuole hatten die Kuratoren Dokumente, Schriftstücke und Bücher herausgesucht und für uns zur Anschauung bereitgelegt. Sie waren in Leder gebunden oder auf Pappe aufgefädelte Seiten zum Beispiel aus den Jahren 1351 bis 1425. Man musste zweimal hinsehen denn es war fast nicht zu glauben, dass die Akten und Bücher mit Tinte und Federkiel beschriftet und zum Teil mit hübschen Miniaturen verziert waren. Wie die Mariegole, d. h. die Satzung einer Bruderschaft (Scuola) samt Listen der Mitglieder über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg, ebenso ihre Arbeitsregeln usw. beinhalteten. Wir staunten, dass es damals schon so viel Recht und Ordnung gab. Ebenfalls im Staatsarchiv befinden sich neben den Akten der Serenissima zahlreiche Bestände von Klöstern und Kirchen, von Notaren und adeligen Familien und eben der sechs Scuole Grandi und der zahlreichen Scuole Piccole. Hinzu kommt eine Bibliothek mit einem Bestand von rund 59.000 Bänden (lt. Wikipedia).

Das letzte Abendmal

Das letzte Abendmal in der Chiesa di San Polo.

Tintoretto 1574-1575 ca.

Scuola Calegheri (calzolai)

Scuola Calegheri (calzolai)

Eingang zur Scuola Calegheri

Eingang zur Scuola Calegheri

in der Calle Crosera 3127.

Nur die Tafel und der Eingang erinnern noch daran!

Chiesa di San Moisè

Chiesa di San Moisè.

"Beachtenswert als eines der schlechtesten Beispiele der schlechtesten Schule der Renaissance"

John Ruskin

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Heiliger Ambrosius und andere Heilige

Hl. Ambrosius und andere Heilige.

Milanesikapelle der Scuola Milanesi

und Grabmal von Claudio Monteverdi

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Coppia di amanti

Coppia di amanti (1555-1560 ca.)

Paris Bordon 1500-1571

Treviso

Museo Santa Caterina

Archivio di Stato

Inventarbuch der Scuola Callegheri Todeschi

Archivio di Stato

Akten aus den Jahren 1623 - 1624

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Venere dormiente con amorino

Venere dormiente con amorino

Paris Bordon 1500-1571

Treviso

Museo Santa Caterina

Weiter im Programm stand noch eine kurze Bahnfahrt nach Treviso, der kleinen Schwester Venedigs. Für den Besuch der Stadt mit ihren schönen Arkaden, gab es die Besichtigung der Ausstellung von Paris Bordone im Museo der mittelalterlichen Santa Caterina (unsere Irene Musolino hatte uns im September mit ihrem Zoomvortrag schon darauf vorbereitet – Grazie Mille, Irene).


In der zweiten Woche in Venedig ging es mit einer kleineren Gruppe weiter mit Führungen der Architektin Silvia Capriata. Wir konnten Sie bereits in 2021 mit ihrem sehr spannenden Kurs unter dem Thema „Venezia città d'acqua“ kennen lernen. Und diesmal, wieder mit Leib und Seele dabei, hieß ihr Kurs „Venezia: dettagli archittetonichi“. Addio Venezia – torneremo presto. Sicuramente.


Für alle, die Venedig lieben, meinen persönlichen Tipp für weiterführende Literatur:

Luciano Menetto: Le Scuole di Venezia, Itinerari tra luoghi di devozione e Associazioni di arti e mestieri. (Guide a musei e siti storici Le scuole di Venezia).

Luciano Menetto, Pierfranco Fabris, Venezia. Le isole incantate (Un libro dedicato a coloro che vogliono uscire dai percorsi "obbligati" per andare a vedere e capire le tante "Piccole Venezie")

John Ruskin: Die Steine von Venedig (das große Werk des englischen Schriftstellers, Malers, Kunsthistorikers und Sozialphilosophen über die Serenissima und ihre Architektur, neu komponiert von Catharina Berents und Wolfgang Kemp).


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