Venezia

Venedig

3.10.2021 - 16.10.2021

  • Gli stili veneti

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Ankunft an einem lauen, fast noch spätsommerlichen Abend, die Restaurants sind gut besucht, die Gassen belebt, wenigstens bis 22 Uhr; danach fällt die Stadt in den Schlaf und erwacht erst, mitunter sehr früh, wenn die Müllabfuhr auf den Kanälen lärmt. Die Unterkunft in der hereinbrechenden Nacht zu finden, ist in Venedig eine Herausforderung, weil in jedem Sestiere die Häuser, ihrer Entstehung folgend, durchnummeriert werden, was zu absurd hohen und beileibe nicht fortlaufenden Hausnummern führt. Da hatte Johann Gottfried Seume es auf seinem „Spaziergang nach Syrakus“ - abgesehen davon, dass er auch die Anreise zu Fuß machte  -  leichter, da er von einem Reisegenossen aus Conegliano „durch eine große Menge enger Gäßchen  in den Gasthof (...) [begleitet wurde] nicht weit vom Markusplatze, wo [er] für billige Bezahlung ziemlich gutes Quartier und artige Bewirtung fand“.


Spaziergänge machten wir allerdings auch, jeden Tag, denn Venedig muss man sich erlaufen. Und Dank der kundigen Führung von Silvia Capriata, einer begabten Architektin mit großer Liebe zu ihrer Heimatstadt, hat sich uns Venedig ganz neu erschlossen. Wir lernten zum Beispiel, wie erfinderisch die Venezianer angesichts der topographischen Gegebenheiten ihre Stadt anlegten, wir begriffen, warum eine Häuserzeile so und nicht anders verläuft, warum die Plätze in Venedig fast ausschließlich campi heißen, wir lernten die unterschiedlichen Kanäle mit und ohne parapetto, die Funktion der portici vor den Kirchen und die Entwicklung der Palazzi vom Handelshaus zum repräsentativen Wohnhaus der Patrizierfamilien kennen, eine Stadt der Kaufleute. Nirgendwo ist die Vergangenheit in der Gegenwart so lebendig wie in Venedig.


In der zweiten Woche machten wir uns mit der hochgeschätzten Kunsthistorikerin und Theologin Ester Brunet auf die Suche nach dem „Marienbild“ in Venedig, ein unerschöpfliches Thema in einer Stadt, die mehr als 140 Kirchen zählt, die größten Maler hervorgebracht hat – in diesem Zusammenhang sahen wir Gemälde von Giovanni Bellini, Vittore Carpaccio, Paolo Veronese, Tiziano, Jacopo Tintoretto, Jacobello del Fiore, um nur einige zu nennen  -  und den Marienkult pflegte, auch und gerade im Dienste der Serenissima. Allein dass der Legende nach die Gründung der Stadt im Jahre 421 n. Chr. auf den 25. März festgelegt wurde, den Tag von Mariä Verkündigung im kirchlichen Kalender, macht deutlich, wie eng die Figur der Maria mit dem Selbstverständnis der Stadt verknüpft ist. Dazu gehört auch, dass die Maxime der Stadt „Dove non c'è giustizia non c'è pace“ die für die Serenissima wichtigste der vier Kardinaltugenden Marias (prudenza, forza, giustizia, temperanza) aufnimmt, und sie Venezia, der Verkörperung der Stadt, zuordnet, wie viele bildliche Darstellungen belegen. So verschmelzen geradezu in dem Triptychon von Jacobello del Fiore in den Gallerie dell'Accademia, das  bezeichnenderweise den Titel Giustizia trägt,  die Figuren der Venezia und Maria: der gekrönten Maria auf dem Löwenthron des weisen Salomon, der mit den Löwen wiederum auf San Marco, den Schutzpatron Venedigs verweist, sind die Attribute der Giustizia mit Waage und Schwert beigefügt. Das stolze Venedig sieht sich ihr verpflichtet und in ihrer Nachfolge: eseguirò gli ammonimenti degli angeli e le parole sacre, blanda con i pii, nemica dei malvagi e superba con gli orgogliosi“.

 

Ausflüge nach Padova mit dem Besuch der Basilica di Sant'Antonio di Padova und nach Vicenza auf den Spuren Palladios ergänzten das kunsthistorische Programm. Einblick in die einzigartige Tradition der venezianischen Handwerkskunst boten das Museo Rubelli und die Tessitura Bevilacqua: kostbarste Stoffe in den schönsten Farben und Mustern. Und schließlich fanden wir auch artige Bewirtung in den zahlreichen osterie und cicchetterie, und einen schnellen caffè mit oder ohne cornetto zwischendurch.  Arrivederci Venezia!

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